HOMÖOPATHIE BÜLACH
Adrian Schneider – Kl. Homöopath & NHP m. eidg. Dipl. in Homöopathie
Glossar
Manche homöopathischen Begriffe wirken zunächst kompliziert. Hier finden Sie eine kleine Auswahl mit verständlichen Erklärungen.
Fehlt Ihr Begriff? Dann schreiben Sie mir einfach eine E-Mail – ich beantworte Ihre Fragen gerne.
A – I
Anamnese
Die Anamnese ist das ausführliche Erstgespräch in der Praxis. Dabei berücksichtigt der Homöopath nicht nur Ihre aktuellen Beschwerden, sondern auch Ihr gesamtes Wesen – mit Emotionen, Charakter, Verhalten und Lebensumständen. Aus diesem Gesamtbild ergibt sich das individuell passende homöopathische Arzneimittel (Similimum).
Eine gute Vorbereitung erleichtert die Anamnese: Beobachten Sie, wann und unter welchen Umständen Ihre Beschwerden besser oder schlechter werden, wie Sie Ihre Symptome erleben und welche körperlichen, seelischen oder emotionalen Besonderheiten Sie auszeichnen.
Auch schulmedizinische Diagnosen spielen eine Rolle. Bitte bringen Sie daher alle vorhandenen Befunde und Unterlagen zur Erstanamnese mit.
Erst das Zusammenspiel all dieser individuellen Angaben ermöglicht die gezielte Auswahl des richtigen homöopathischen Arzneimittels.
Arzneimittelprüfung
Die Arzneimittelprüfung ist eine der wichtigsten Methoden, um herauszufinden, wie ein homöopathisches Mittel wirkt und gegen welche Symptome es eingesetzt werden kann.
Grundlage ist eine nach HAB-Standard hergestellte Arznei. Nur so wird sichergestellt, dass nicht unterschiedliche Substanzen denselben Namen tragen und widersprüchliche Ergebnisse entstehen.
Die Prüfung erfolgt als Doppelblindversuch*: Eine Gruppe erhält Placebo, die andere das Arzneimittel – meist über mehrere Tage oder Wochen, in einer festen Potenz. Die Teilnehmenden führen von Beginn an ein Protokoll, in dem sie körperliche, seelische oder geistige Veränderungen festhalten. Wichtig: Nur gesunde Personen nehmen teil, und Arzneimittelprüfungen werden niemals an Tieren durchgeführt.
Die Prüfung läuft so lange, bis ausreichend Symptome dokumentiert sind oder zu starke Reaktionen auftreten – dann wird sie sofort beendet. Anschließend werden die Ergebnisse verglichen: Symptome, die bei mehreren Personen auftreten und vorher nicht vorhanden waren, gelten als arzneispezifisch und werden in die Materia Medica aufgenommen. Einzelne, nicht bestätigte Symptome hingegen nicht.
Wer tiefer einsteigen möchte: Den Originaltext von Samuel Hahnemann zur Arzneimittelprüfung finden Sie im Organon der Heilkunst ab § 120.
*Weder die Testpersonen noch die Leiter wissen, wer Placebo oder Arznei erhält.
C-Potenz
Centesimal-Potenzen (C-Potenzen)
C-Potenzen sind in der Schweiz am weitesten verbreitet. Viele Arzneien sind bis zur Hochpotenz C 1’000’000 (MM) erhältlich. Traditionell werden sie in Globuli verabreicht; nur selten – etwa bei akuten Beschwerden – werden die Globuli in Wasser aufgelöst. Das Herstellungsverhältnis beträgt 1:100 (siehe Potenzieren).
D-Potenz
(Dezimal Potenzen)
Das Mischverhältnis beträgt 1:10. (siehe Potenzieren)
Globuli /Globulus
Globuli („Chügeli“)
In der Schweiz werden Globuli oft liebevoll „Chügeli“ genannt. Es handelt sich um kleine Milchzuckerkügelchen (ungefähr sesam- bis erbsengroß), die mit dem homöopathischen Arzneimittel imprägniert sind und als Trägerstoff dienen. Die genaue Größe kann je nach Hersteller variieren.
Heringsche Regel
Heringsches Gesetz
Der Verlauf einer Heilung folgt bestimmten Prinzipien und ist kein zufälliges Auftreten von Symptomen. Nach der Heringschen Regel zeigt sich eine erfolgreiche Heilung daran, dass Beschwerden in einer bestimmten Reihenfolge verschwinden.
Ein Beispiel: Verschwindet nach einer homöopathischen Behandlung ein Asthma, und stattdessen tritt ein früher unterdrückter Hautausschlag wieder auf, gilt das als positiver Heilungsverlauf. Der Körper nutzt dabei weniger lebenswichtige Organe (z. B. Haut) als Ventil, um ernsthaftere Erkrankungen (z. B. Herzprobleme) zu verhindern.
Die drei Grundsätze der Heringschen Regel:
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Heilung verläuft von innen nach außen – von lebenswichtigen Organen zu weniger wichtigen.
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In umgekehrter Reihenfolge der Krankheitsentstehung.
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Von oben nach unten, etwa wenn ein Hautausschlag vom Kopf Richtung Füße wandert.
Patienten sollten verstehen, dass solche Veränderungen Zeichen einer guten Heilreaktion sind. Jede Reaktion auf ein homöopathisches Mittel wird daher im Lichte der Heringschen Regel bewertet.
Homöopathie
Homöopathie – Namensherkunft
Der Begriff „Homöopathie“ stammt aus dem Griechischen: homoion = ähnlich, pathos = Leiden. Er beschreibt den Grundsatz der Methode: „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“ (Similia similibus curentur).
HAB
HAB – Homöopathisches Arzneibuch
Das Homöopathische Arzneibuch (HAB) legt fest, welche Qualität die Ausgangsstoffe haben müssen, welcher Teil verarbeitet wird und wie die Herstellung erfolgt. Es dient als verbindliches Regelwerk für die Produktion homöopathischer Arzneimittel.
J – R
Kasuistik
Eine Kasuistik beschreibt in der Homöopathie den Verlauf eines einzelnen, meist erfolgreich behandelten Falles. Dabei schildert der Therapeut die Beschwerden, die gewählten Mittel und die dahinterstehenden Überlegungen.
Zu einer vollständigen Kasuistik gehört auch, wie lange der Patient nach der Heilung noch begleitet wurde – als Nachweis für die Nachhaltigkeit der homöopathischen Behandlung.
Hier finden Sie einige Erfahrungsberichte aus meiner Praxis. Bitte beachten Sie: Die Veröffentlichung von Kasuistiken ist in der Schweiz rechtlich eingeschränkt.
Konstitutionsmittel
Ein Konstitutionsmittel ist ein homöopathisches Arzneimittel, das nach der Gesamtheit der Symptome eines Patienten ausgewählt wird. Es zielt darauf ab, den gesamten Zustand eines Menschen – oft mit chronischen Beschwerden – in seiner Tiefe zu harmonisieren.
Ein solches Mittel kann mehrere Symptome oder Probleme gleichzeitig behandeln, wirkt meist über lange Zeit und muss nur selten wiederholt werden. Fällt der Gesundheitszustand einmal zusammen, kann dasselbe Konstitutionsmittel erneut gegeben werden, da der Körper gut darauf reagiert.
Theoretisch kann jedes homöopathische Mittel als Konstitutionsmittel dienen, in der Praxis werden oft Polychreste bevorzugt. Viele Patienten nutzen Konstitutionsbehandlungen auch präventiv, um ihre Gesundheit zu stabilisieren und mögliche erblich bedingte Belastungen auszugleichen.
Im Gegensatz dazu steht ein Akutmittel: Es wird nur für kurzfristige Beschwerden eingesetzt und erreicht den Patienten nicht in dieser tiefgreifenden Weise.
Q-Potenz
Q-Potenzen, auch LM-Potenzen genannt (geringer Unterschied in der Herstellung), werden vor allem bei empfindlichen oder reaktionsstarken Menschen eingesetzt. Sie wirken gezielt, lösen geringere Erstreaktionen aus und halten etwa 24 Stunden an. Verabreicht werden sie meist in Tropfenform.
Im Vergleich zu C-Potenzen erlaubt die Q-Potenz eine deutlich individuellere Dosierung. Das Mischverhältnis beträgt 1:50’000.
Die Herkunft der Q-Potenzen ist umstritten: Sie werden im Organon 6 erwähnt, das erst nach Hahnemanns Tod veröffentlicht wurde, sodass unklar ist, ob Hahnemann oder seine zweite Frau sie entwickelt hat. Q-/LM-Potenzen unterscheiden sich leicht in der Herstellung von C-LM-Potenzen (z. B. C50’000, das ebenfalls als LM bezeichnet wird).
Materia Medica
Eine Materia Medica ist ein Buch zum Studium homöopathischer Arzneimittel. Homöopathen nutzen mehrere Materia Medicas, um ein Arzneimittel aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen.
Es gibt drei grundlegende Typen:
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Primäre Materia Medica: Reine Sammlung aller Symptome, meist aus Arzneimittelprüfungen, ergänzt durch klinische Erfahrungen. Beispiele: Hahnemann (Die chronischen Krankheiten, Reine Arzneimittellehre), Allen (Encyclopedia of Pure Materia Medica), Hering (Guiding Symptoms), Clarke (Der neue Clarke).
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Sekundäre Materia Medica: Zusammenfassungen der wichtigsten Symptome für bessere Übersicht. Beispiele: Vermeulen (Konkordanz der Materia Medica), Seideneder (Mitteldetails), Boericke (Handbuch der hom. Materia Medica), Phatak (Homöopathische Arzneimittellehre).
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Tertiäre Materia Medica: Enthält Leitsymptome und teils persönliche, nicht vollständig geprüfte Ergänzungen. Beispiele: Morrison (Handbuch der homöopathischen Leitsymptome), Vermeulen (Synoptische Materia Medica), Vithoulkas (Essenzen homöopathischer Arzneimittel).
Die Grenzen zwischen den Kategorien sind fließend, und Homöopathen entwickeln meist eine persönliche Präferenz für bestimmte Werke, mit denen sie regelmäßig arbeiten.
Miasma
Hahnemann bemerkte, dass gut behandelte Krankheiten immer wieder auftreten konnten. So konnte ein Patient mehrere Male im Jahr erfolgreich gegen denselben Schnupfen behandelt werden, war jedoch weiterhin anfällig. Diese Grundneigung nannte Hahnemann Miasma – eine tief liegende „Grundkrankheit“, die man heute etwa als genetische Veranlagung verstehen würde.
Er teilte die Miasmen in drei Haupttypen ein:
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Psora – leichte, vorübergehende Symptome (z. B. Rötung oder Entzündung, die schnell abheilt)
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Sykose – länger anhaltende Symptome wie Eiterung oder Narben, die schwer heilen
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Syphilis – destruktive Veränderungen des Gewebes
Modalität
Modalitäten beschreiben äußere Einflüsse, die Beschwerden verbessern oder verschlechtern können. Beispiele:
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Kopfschmerzen treten regelmäßig morgens um drei Uhr auf (Zeitmodalität).
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Kalte Luft lindert die Beschwerden (Wettermodalität).
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Kaltes Wasser bessert Durchfall (Ernährungsmodalität).
Solche Angaben sind für den Homöopathen besonders wichtig, da sie oft helfen, zwischen verschiedenen Mitteln zu unterscheiden.
Nosode
Nosoden sind homöopathische Arzneimittel, die aus Krankheitserregern oder krankheitsbezogenen Substanzen hergestellt werden. Beispiele sind:
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Tuberculinum – aus Rindertuberkulose
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Medorrhinum – aus Gonorrhoe (Tripper)
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Syphilinum – aus Syphilis
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Carcinosinum – aus Krebsgewebe
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Bacillinum – aus tuberkulösem Lungengewebe
Es existieren noch viele weitere Nosoden.
Organon
„Organon“ bedeutet auf Griechisch „Werkzeug“. Das Organon der Heilkunst gilt als grundlegendes Werk der Homöopathie – oft auch als ihre „Bibel“ bezeichnet. In 291 Paragraphen beschreibt Samuel Hahnemann die Prinzipien und Methoden der Homöopathie.
Die erste Auflage erschien 1810, die fünfte 1833. Die sechste und letzte Ausgabe wurde erst nach Hahnemanns Tod veröffentlicht; da mögliche Änderungen durch seine Frau vermutet werden, gilt die 5. Auflage als besonders verlässlich.
Polychrest
Als Polychreste bezeichnet man sehr häufig verwendete homöopathische Arzneimittel. Sie wurden von Hahnemann und anderen vielfach geprüft, oft verschrieben und sind daher besonders gut dokumentiert.
Im Gegensatz dazu stehen „kleine Mittel“, die seltener verschrieben werden und entsprechend weniger bekannt sind. Polychreste sind in der Praxis so verbreitet, weil ein großer Teil der Patienten auf genau diese Mittel anspricht.
(Wortherkunft: griech. poly = viel, chrēstós = brauchbar → „zu vielem brauchbar“)
Potenz
Homöopathische Potenzen
Die Herstellung und weitere Details finden Sie unter dem Begriff Potenzieren.
Am gebräuchlichsten sind folgende Potenzen:
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D-Potenzen: 1:10
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C-Potenzen: 1:100
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Q-Potenzen (LM-Potenzen): 1:50.000
Bezeichnungen für hohe C-Potenzen:
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C1000 = M-Potenz
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C100.000 = CM-Potenz usw.
Herstellungsmethoden:
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Hahnemann-Potenzen: Bei jedem Schritt wird ein neues Glas verwendet.
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Korsakoff-Potenzen: Einglasmethode – es wird mit den Rückständen an der Glaswand weitergearbeitet. Das spart Aufwand, gilt aber als weniger genau.
Korsakoff-Potenzen erkennt man an der Schreibweise, z. B. Lachesis C200K.
Potenzieren
Herstellung homöopathischer Arzneimittel
Je nach Grundsubstanz müssen homöopathische Arzneien auf unterschiedliche Weise zubereitet werden. Manche Stoffe entfalten ihre Wirkung erst durch die sogenannte Potenzierung (von Hahnemann auch Dynamisierung genannt).
Homöopathische Mittel können aus verschiedensten Ausgangsstoffen hergestellt werden – etwa aus Pflanzen, Mineralien, Metallen, tierischen Substanzen, Säuren oder auch Krankheitsprodukten (Nosoden).
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Lösliche Stoffe werden in Alkohol gelöst, stufenweise verdünnt und verschüttelt (potenziert).
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Unlösliche Stoffe wie Edelmetalle oder Mineralien werden zunächst fein zerrieben (mit Milchzucker), bis sie in Lösung überführbar sind. Anschließend werden auch sie potenziert.
In der Schweiz sind vor allem die C-Potenzen (Centesimalpotenzen) gebräuchlich. Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel ihrer Herstellung:
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C1: 1 Tropfen der Ausgangssubstanz wird mit 99 Tropfen Alkohol vermischt und kräftig verschüttelt (100 Schläge auf ein elastisches Kissen).
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C2: 1 Tropfen aus der C1 wird erneut mit 99 Tropfen Alkohol verdünnt und verschüttelt.
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Auf diese Weise wird der Vorgang so lange wiederholt, bis die gewünschte Potenz erreicht ist.
Zum Vergleich: D-Potenzen (Dezimalpotenzen) entstehen, indem 1 Tropfen Ausgangssubstanz mit 9 Tropfen Alkohol gemischt und anschließend verschüttelt wird (10 kräftige Schüttelschläge).
Psora
Nach Samuel Hahnemann gilt die Psora als das Grundmiasma. Erst wenn sie vorhanden ist, können sich andere Miasmen entwickeln. Die Psora steht in erster Linie für funktionelle Störungen, also Erkrankungen ohne Gewebsveränderungen oder -zerstörungen. Solche Beschwerden sind für den Patienten meist lästig, jedoch selten gefährlich oder lebensbedrohlich.
Ein Großteil der psorischen Symptome zeigt sich an der Haut. Werden Hautprobleme unterdrückt – sei es durch Salben, Medikamente oder andere Maßnahmen – kann sich der Fall zu einem „tief psorischen“ Verlauf entwickeln oder sogar in ein tieferes, aggressiveres Miasma übergehen. Auch die Unterdrückung von Schweiß, Stuhl, Menstruation oder ähnlichen natürlichen Ausscheidungen kann psorische Krankheiten hervorrufen.
Hahnemann zog zum Verständnis der Psora den Vergleich zur Krätze.
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Hauptmittel der Psora: Sulfur (besonders eng mit Hauterkrankungen verbunden)
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Nosode zur Psora: Psorinum
Repertorisation
Unter Repertorisation versteht man das Nachschlagen spezifischer Symptome in den homöopathischen Repertorien(Nachschlagewerken). Schon Samuel Hahnemann hielt seine Erfahrungen darin fest. Jahrzehnte später erstellte J.T. Kenteine besonders umfassende Symptomen-Sammlung, auf der viele der heutigen Repertorien aufbauen.
In der modernen Praxis werden zur Repertorisation häufig Computerprogramme eingesetzt. Diese erleichtern die Suche nach Symptomen und den dazugehörigen Arzneimitteln erheblich und sparen viel Zeit. Es gibt verschiedene Programme auf dem Markt – welches genutzt wird, hängt meist von den persönlichen Vorlieben des Homöopathen ab.
Ich selbst arbeite aktuell mit dem Programm Complete Dynamics, das ich als besonders zuverlässig und durchdacht empfinde. Dennoch gilt: Alle Repertorien sind durch ihre zahlreichen Übersetzungen und Interpretationen anfällig für Fehler. Deshalb bleibt ein fundiertes Wissen der Materia Medica für den Homöopathen unverzichtbar – auch im digitalen Zeitalter.
S – Z
Similia Similibus Curentur
Dieser Grundsatz ist das Herzstück der Homöopathie:
„Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.“
Das bedeutet: Eine Krankheit kann mit einem Mittel behandelt werden, das bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft wie die, unter denen der Erkrankte leidet.
Eine ausführlichere Erklärung mit Beispielen zum Ähnlichkeitsgesetz finden Sie in den Häufig gestellte Fragen unter „Wie funktioniert die Homöopathie?“.
Similimum
Das oberste Ziel des Homöopathen ist es, das Simillimum zu finden – also das eine, individuell passende Arzneimittel, das die Gesamtheit der Symptome und die Persönlichkeit des Patienten abdeckt. Nur dieses Mittel ist in der Lage, eine Krankheit schnell, sanft und dauerhaft zu heilen.
Ein Similia hingegen ist ein Mittel, das zwar ähnliche Symptome trifft und eine spürbare Besserung oder sogar ein vorübergehendes Verschwinden der Beschwerden bewirken kann, aber nicht die gesamte Tiefe der Krankheit erfasst. Bei einem chronischen Leiden bedeutet das: Früher oder später treten die Symptome erneut auf.
Sykose
Nach der Psora beschrieb Hahnemann die Sykose als zweites Miasma. Typisch für sykotische Erkrankungen ist ein Überschuss – etwa in Form von Absonderungen, Wucherungen oder anderen überschießenden Reaktionen des Organismus.
Auch auf der seelischen Ebene zeigt sich die Sykose: Empfindlichkeiten werden oft versteckt oder kompensiert. Ein Beispiel: Ein schüchterner Patient spürt, dass seine Zurückhaltung im sozialen Umfeld nicht gut ankommt. Er entwickelt daraufhin eine „künstliche Coolness“, um seine Unsicherheit zu überspielen.
Die Sykose wird häufig aktiviert, wenn psorische Krankheiten unterdrückt werden oder der Körper sie nicht aus eigener Kraft heilen kann. Viele chronische Erkrankungen lassen sich diesem Miasma zuordnen.
Ein Problem dabei: Da sykotische Symptome oft Kompensationen darstellen, helfen sie dem Homöopathen nicht immer bei der Wahl des Simillimums. Deshalb wird in der Praxis häufig nach syphilitischen Symptomen und den genetischen Eigenheiten des Patienten gesucht, um das passende Mittel gezielter zu finden.
Hahnemann verglich die Sykose mit der Tripper-Krankheit.
Das wichtigste Mittel ist Thuja, das in enger Beziehung zu Warzen und ähnlichen Wucherungen steht. Die zugehörige Nosode lautet Medorrhinum.
Syphilis
Das syphilitische Miasma ist nach Hahnemann das dritte und zugleich aggressivste Miasma. Es zeigt sich vor allem in zerstörerischen Prozessen und Krankheiten, die rasch und destruktiv fortschreiten.
Zum Vergleich der drei Miasmen am selben Organ:
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Psora → Rötung oder Entzündung, die von allein abheilen kann.
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Sykose → langwierige Eiterungen oder Narben, die schlecht oder unschön verheilen.
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Syphilis → Zerstörung des Gewebes.
Dieses Beispiel dient der Veranschaulichung – in der Praxis können die Ausprägungen stark variieren.
Auch Geburtsschäden, Missbildungen, angeborene Störungen, ebenso wie Süchte, Aggressionen, Gewalt, Alkohol- oder Drogenmissbrauch gelten als syphilitische Erscheinungen. Alles, was auf körperlicher oder seelischer Ebene außer Kontrolle gerät oder zerstörerisch wirkt, wird diesem Miasma zugeordnet. Für den Homöopathen sind solche Symptome besonders bedeutungsvoll, da sie entscheidende Hinweise für das Fallverständnis und die Repertorisation liefern.
Hahnemann verglich das Miasma mit der Syphilis.
Das wichtigste Arzneimittel ist Mercurius, die zugehörige Nosode heißt Syphilinum.
Verquirlen
Unter Verquirlen versteht man das kräftige Vermischen eines homöopathischen Arzneimittels – meist in Form von Globuli, manchmal auch flüssig – mit Wasser. Dazu wird ein nicht-metallischer Gegenstand (idealerweise ein Plastiklöffel) verwendet, mit dem die Flüssigkeit intensiv verrührt wird.
Die genaue Vorgehensweise kann je nach Arznei und Verordnung unterschiedlich sein.
Sie erhalten von mir stets eine individuelle Anleitung, in der genau beschrieben ist, wie Sie Ihr Mittel vorbereiten und einnehmen sollen.
Vijayakar
Dr. Prafull Vijayakar war ein indischer Homöopath, der die Heringsche Regel im Licht der embryonalen Entwicklungund des heutigen medizinischen Wissens neu definierte. Seine Methode trägt den Namen Predictive Homeopathy(„vorhersagbare Homöopathie“).
Im Kern arbeitet Vijayakar nicht anders, als Hahnemann es im Organon der Heilkunst beschreibt. Durch seine klare Systematik bietet er Therapeuten jedoch ein praktisches Werkzeug für das Fallmanagement. Ziel ist es, Heilverläufe besser vorhersagen zu können und mögliche Unterdrückungen frühzeitig zu erkennen.